Es war ein weiter Weg von der Gründung des ersten Tierschutzvereins der Welt im Jahre 1824 in London bis heute, bis zur Erklärung des Tierschutzes als Staatsziel in Deutschland.
Der Tierschutzverein Wunsiedel-Marktredwitz und Umgebung e.V. wurde 1955 gegründet und zwar durch Max Adam, einem Polizisten aus Wunsiedel. Warum? Wie kommt ausgerechnet ein Polizist dazu, einen Tierschutzverein zu gründen? Ganz einfach, man wusste in der Stadt nicht, wohin mit den Fundtieren. Es ist überliefert, dass Fundhunde, die in der Polizeiwache im Wunsiedler Rathaus abgegeben wurden, schon kurz dannach am Hinterausgang des Gebäudes wieder gesehen wurden.
Der Verein hatte damals, vor allem in Wunsiedel, 44 Mitglieder. Dann wurde auch in Kirchenlamitz ein Tierschutzverein durch Frau Zeitler, der Witwe des damaligen Landrats, gegründet. Dieser Kirchenlamitzer Verein schloss sich dem Wunsiedler Tierschutzverein als Untergruppe an.
Damals ahnte niemand, welche Entwicklung der Tierschutzverein einmal nehmen würde. Von damals drei, vier provisorischen Zwingern in der Nähe der Walkmühle in Wunsiedel bis zu dem modernen Tierheim heute in Breitenbrunn und mehr als 750 Mitgliedern.
Max Adam, der Gründer, übergab sein Amt an Hans Distler, der dann das heutige Tierheimgelände erwarb, mit einem Schlichtbau, dem heutigen Wohnhausbau. Daneben wurden erst vier, dann acht Hundezwinger errichtet. Wie waren die Helferinnen und Helfer froh, diese zu haben.
Tierheimwärter waren für viele Jahre Georg Schiener, ein schwer kranker Handwerker, und seine Frau. So kann man es sich heute kaum mehr vorstellen, wie schwer es die Tierfreunde damals hatten. So gab es zum Beispiel keine Wasserleitung. Schiener, der kranke alte Mann, holte das Wasser in Butten mit einem Handwägelchen aus einem Weiher. Im Winter musste er erst das Eis aufhacken, bevor er ans Wasser kam, das er dann, für Mensch und Tier, ca. 500 Meter mit dem Schlitten zum Tierheim brachte.
Bauunternehmer Rudolf Reinel aus Marktleuthen verlegte später eine Wasserleitung von Breitenbrunn zum Tierheim, wofür ihn der Verein zum Ehrenmitglied ernannte.
Man kann in Breitenbrunn nicht über Tierschutz reden, ohne den Oberlehrer W***y Albrecht, den Vogelkundler, zu erwähnen. Er war Leiter der Volksschule in Breitenbrunn. Das kleine Dörflein hatte damals noch eine eigene Schule. Er hat viel für den Tierschutz getan. Im Jahre 1963 – nach dem Tode Hans Distlers – wurde dann Fritz Stumpf aus Alexandersbad zum Vorsitzenden gewählt, der damals kein leichtes Amt übernahm und dies dann mehr als 30 Jahre ausübte, mit unermüdlichen Einsatz für die Tiere. Unter seinem Vorsitz wurde auch ein Wohnhaus, damals gegen einen Pauschalbetrag von 50.000.- DM gebaut, damals eine Menge Geld.
Die Richtfeier für das damalige Tierheim (der heutige Hundezwingerbereich) fand im Oktober 1978 statt. Auch das ist schon wieder über 30 Jahre her. Der Vorstand des Vereins hielt sich an die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße für Zwinger, was einen Marktredwitzer Stadtrat zu der Bemerkung veranlasste, in Breitenbrunn würden wohl Elefantenställe gebaut.
Erstmals konnten nun die Zwinger im Winter beheizt werden, wenn auch nur in sehr bescheidenem Maße. Und erstmals gab es nun auch für Katzen ein Zuhause, Deutschlands inzwischen beliebtestes Haustier.
Marktredwitz, die große Kreisstadt, hatte keinen Tierschutzverein und kein Tierheim. Aber irgendwann zwischen 1963 und 1978 wurde der ursprünglich „rein“ Wunsiedler Verein zu einem, man könnte fast schon sagen, Marktredwitzer Verein. Der größte Anteil der Mitglieder kommt aus Marktredwitz, so auch die beiden damaligen stellvertretenden Vorsitzenden, Heiner Ködel und Gerd Rettenmeier.
Im Jahr 1996 übernahm dann Hans Jensen aus Marktredwitz den Vorsitz, der nicht nur den Neubau verantwortet, sondern als „Fachmann“ gleich mit zulangte und zwar kräftig. Tag für Tag, vom April 2000 bis zur Fertigstellung im Jahr 2002. Bis zu seinem Tod stand er dem Tierheim mit Rat und Tat zur Verfügung. Vom Vorsitzenden Fritz Stumpf einen „gesunden“ Verein übernommen und Dank dem Vermächtnis zweier Damen, konnte der lang gehegte Wunsch zur Erweiterung des Tierheimes auch in die Tat umgesetzt werden. Es ist ein moderner und fach- bzw. tiergerechter Anbau entstanden, der helle, freundliche Katzenstuben, zwei Futterküchen, ein Tierarztraum, einen Wäscheraum, Toiletten einen Aufenthaltsraum für die Beschäftigten und ein Büro für die Tierheimleitung beinhaltet. Seit Dezember 2006 werden die Geschicke des Tierschutzvereins von Frau Eveline Klose geleitet.