18/12/2025
Status und Beziehung
Der Soziale Status beschreibt die Beziehungsstruktur zwischen zwei Personen. Also auch zwischen einem Mensch und einem Hund.
Hoher Status gibt dem, der ihn hat Privilegien und damit Macht.
Die Macht Entscheidungen treffen zu dürfen und im Zweifelsfall Recht zu bekommen oder seine Ansicht durchsetzen zu dürfen.
Klingt ja erstmal super. Cheff*in sein und entscheiden dürfen.
Damit hat man eben auch die Möglichkeit darüber zu entscheiden, wie man gemeinsam in der Welt so auftritt und was der Hund so tun darf und was nicht. So weit so wunderbar.
Aber das ist eben nicht alles, was es darüber zu wissen gibt. Einen hohen Status haben zu wollen heißt nicht, dass man ihn auch bekommt. Man muss ihn sich verdienen!
Es ist also mit Ansprüchen an mich und meine Durchsetzungskraft aber auch an meine Handlungsfähigkeiten und Kompetenzen geknüpft.
Ich darf nicht nur, ich muss gute Entscheidungen treffen, und zwar immer dann, wenn es etwas Wichtiges zu entscheiden gibt. Egal wie schwer es ist und ob es schnell gehen muss.
Ich kann dem Hund eine Entscheidung überlassen, eine Aufgabe zuordnen und einen Job übertragen, wenn er ihn besser ausfüllen kann als ich. Die Führung zu übernehmen, heißt nicht alles selber zu machen. In einer Firma mit einer guten Führungspersönlichkeit wäre es doch fatal, wenn niemand sonst arbeiten und Verantwortung für einzelne Aufgaben übernehmen würde.
Aber wer teilt die Aufgaben zu? Und wer überprüft, ob sie ausgeführt wurden? Und wer steht dafür grade, wenn sie es nicht werden? Und wer entscheidet was wann gemacht wird und wann und wie der Plan geändert wird?
Genau! Die Führungsperson.
Sie hat alles im Blick, alles unter ihrer Kontrolle, aber sie führt nicht alles selber aus.
Es ist also ok dem Hund zum Beispiel zuzugestehen fremde Hunde die angerannt kommen weg zu jagen, wenn er das eben gut kann und ich ihm dafür bewusst die Erlaubnis geben und es ihm genauso jederzeit verbieten könnte. Ich muss nicht alles machen, solange mein Hund es auch kann und das in dem Moment die für alle sinnvollste Entscheidung ist. Zuständig bin ich dann, wenn mein Hund es nicht kann, dann habe ich keine Möglichkeit diese Aufgabe zu übergeben.
Mein Job ist es in der Sekunde zu entscheiden was hier und jetzt sinnvoll und richtig ist.
Ich benötige den Überblick und die Fähigkeit meine Regeln so zu vermitteln, dass sie auch verstanden und umgesetzt werden.
Um das machen zu können brauche ich Kraft und Konzentration, auch wenn es mal schwer ist und ich mich nicht so recht fühle. Auch da muss ich geben und etwas einbringen.
Du merkst schon, auf den Privilegien, die ein hoher Status mit sich bringt, kann man sich wirklich nicht ausruhen.
Ich kann mich natürlich auch dafür entscheiden den niedrigeren Status einzunehmen und meinen Hund ihm wichtige Entscheidungen treffen lassen und ihm im Konflikt nachgeben, oder mich irgendwie versuchen herumzuschummeln, indem ich ihn ablenke und weglocke von dem, was er eigentlich wollte oder Situationen meide.
Mit etwas Glück komme ich so halbwegs über die Runden, auch wenn wir vielleicht in der Umwelt immer mal anecken. Aber eine grundlegende Verhaltensänderung kann ich dann nicht erwarten, wenn mich etwas stört, was der Hund tut. Denn weder meine Regeln sind etwas Wert, wenn ich nicht in unserer Beziehung diejenige bin, die die Regeln macht, noch mein Lob, oder meine Strafe. Was bedeutet es schon, wenn ich etwas toll finde oder ablehne, wenn ich grundsätzlich die Rolle ablehne vorzugeben, was in unserem Zusammenleben ok ist und was nicht?
Wer Änderungen schaffen möchte sollte sich also mit der Beziehungsstruktur befassen und sich ehrlich fragen, wie es denn im Alltag mit all den Kleinigkeiten steht. Liegt das Problem wirklich nur da, wo es so laut und störend auffällt und man den Hund nicht anhalten kann?
Oder ist es eine grundsätzliche Frage danach, wer in der Beziehungen Entscheidungen für die Gruppe treffen darf, wenn man sich uneins ist?
Die meisten Hundetrainings beginnen mit der Frage nach dem Zusammenleben, dem Alltag und den Kleinigkeiten, die mutmaßlich unwichtig sind oder „schon irgendwie laufen“. Denn dort liegt oft so viel mehr Potenzial als bei der Arbeit am Hauptkonflikt selber.
Der Alltag und das Zusammenleben sind die entscheidenden Faktoren welche Probleme überhaupt entstehen können und wie schnell oder gut sie zu verändern sind.
Ich weiß, dass es schwer ist vom Problem-Fokus abzurutschen und das Ganze zu betrachten und nicht nur den einen Moment, weswegen man zum Hundetraining geht.
Ich habe dafür extra die Schnipsel App entworfen, in der ich all die kleinen Momente, all die Entscheidungen und Dinge zeige, die am Ende wirklich wichtig sind. Denn es ist so viel und es wird so viel übersehen. Und es gibt so viele Missverständnisse darüber, wie das aussieht. Echte Führung der man sich gern anschließt wird aus Liebe übernommen und nicht aus Herrschsucht.
Wenn Du mir und meinen Hunden im Alltag zuschauen möchtest, kannst Du Dir die Schnipsel App im Appstore Deines Handys herunterladen und darin die Videos und Erklärungen ansehen und anhören.
Wenn Du magst und gern am Ende des Jahres ein bisschen R***e passieren lässt, um zu wachsen, dann schau doch mal auf die Beziehung zu Deinem Hund.
Könntest Du Dinge die eigentlich erlaubt sind auch spontan verbieten, ohne dass es ein Drama gibt?
Hast Du das Gefühl, dass Dein Lob wirklich hochwertig ist, weil es von DIR kommt? Nimmt Dein Hund Deine Entscheidungen an, auch wenn er dafür mal zurückstecken muss und etwas nicht darf?
Und fühlst Du Dich sicher und wohl in Deiner Rolle als Führungsperson, oder ist das für Dich mit Vorurteilen und unangenehmen Gedanken verknüpft?