15/10/2024
Augen auf beim Welpenkauf!! Man kann es nicht oft genug sagen!
Augen auf beim Welpenkauf!! Man kann es nicht oft genug sagen!
Ich möchte euch heute eine wahre! Geschichte aus meinem Bekanntenkreis erzählen, die mir vor einiger Zeit zugetragen wurde, um deutlich zu machen, wieviel Schindluder auch von vermeintlichen "Züchtern" getrieben wird, um schnell und einfach Geld zu verdienen - auf Kosten der Käufer und natürlich vor allem der Hunde.
Eine junge Frau aus Baden-Württemberg – nennen wir sie Birgit – möchte sich einen Rassehundwelpen anschaffen. Die Suche im Internet führt sie auf die Homepage eines Züchters in erreichbarer Nähe mit wohlklingendem „von und zu“-Zwinger-Namen. Die Homepage spricht von liebevoller Aufzucht zu Hause, tierärztlicher Kontrolle, Impfung und Entwurmung sowie Zuchtwartabnahme und zeigt Stammbäume der Elterntiere. Auch von Ahnentafeln für die Welpen, Zuchtbuchnummer, Zuchttauglichkeitsprüfungen und Mikrochip ist die Rede. Jaaaa….. auch Homepages sind sehr geduldig :-/.
In welchem VdH Zuchtverband überhaupt gezüchtet wird, geht aus der Homepage nicht hervor, aber der Laie kennt sich mit den diesbezüglichen Strukturen ja auch nicht aus. Ein Impressum gibt es auf der Seite übrigens auch nicht. (Die Homepage ist übrigens inzwischen vom Inhaber deaktiviert – warum bloß?!)
Der Züchter hat zum Glück auch gerade einen Wurf – wie er sagt aber einen „Schwarzwurf“, der Vaterrüde sei noch nicht zuchttauglich geschrieben - den er trotz „genauso gewissenhafter Aufzucht“ günstiger verkaufen würde. Die Welpen werden besichtigt, Bilder dürfen allerdings keine gemacht werden.
Aufgrund undurchsichtiger Umstände erfolgt die Abholung des Welpen mit 8 Wochen schließlich allerdings beim „Kumpel“ des Züchters, ob es sich überhaupt um denselben Welpen handelt, bleibt unklar (Welpen sind sich ja alle ziemlich ähnlich – zudem gab es ja bislang keine Bilder), aber im Moment ist man ja noch im rosaroten Welpenglück, denkt nicht an Böses….
Das Herz ist schnell verschenkt – wie könnte es anders sein bei so einem putzigen Kerlchen.
Aber irgendwie ist der Kleine nicht fit, bricht häufig und hat blutige Durchfälle, ist sehr mager. Der Tierarztbesuch, bei welchem auch die mit 8 Wochen erforderliche 4-fach-Impfung durchgeführt werden sollte (die beim ordentlichen Züchter noch vor Abgabe erfolgt – ohne diese nimmt ein VDH-Zuchtwart keinen Wurf ab – die Wurfabnahme ist die Freigabe für den Verkauf!), ergibt, dass der Kleine schwer krank ist. Weitere Untersuchungen bestätigen die Verdachtsdiagnose Parvovirose – gegen die der Welpe anscheinend bereits mit 4 Wochen geimpft wurde?!
Dazu muss man wissen, dass Parvovirose durch einen Virus hervorgerufen wird, der monate- bis jahrelang in der Außenwelt überlebensfähig ist. Die Übertragung geschieht durch den Kot infizierter Hunde. Erkrankung ist in jedem Alter möglich und führt v.a. zu blutigen Durchfällen, Fieber, Blutvergiftung aber auch Herzmuskelentzündungen v.a. bei Welpen unter 4 Monaten, was meist den Tod des Tieres nach sich zieht. In den 80er-Jahren schwappte eine schlimme Parvovirose-Welle zu uns nach Westeuropa und raffte tausende Hunde dahin (übrigens auch meinen eigenen ersten Hund im Alter von 7 Jahren :-( ).
Der daraufhin entwickelte Impfstoff schützt mittlerweile die hiesige Hundepopulation ziemlich gut. Geimpft werden Hundewelpen planmäßig mit 8, 12, 16 Wochen und nochmal im Alter von 15 Monaten; Auffrischimpfungen sind sinnvoll. Züchter mit vielen Hunden nehmen teilweise auch eine noch frühere Impfung ca. in der 6. Woche vor, da gerade Welpen sehr anfällig für den Virus sind und sich ab diesem Zeitpunkt die sogenannte „immunologische Lücke“ auftut, d.h. der Welpe ist nun nicht mehr durch von der Mutter übertragene Antikörper geschützt.
Leider kommt inzwischen die Parvovirose durch Hundeimporte, besonders illegale Wühltischwelpen, wieder verstärkt zu uns.
Trotz intensivster tierärztlicher Bemühungen, Infusionen, Behandlungen … (mit Kosten von über 3000 €) kann der Welpe leider nicht gerettet werden und stirbt an der Krankheit.
Birgit hat sich mittlerweile etwas mehr kundig gemacht. Zum Schmerz über den Verlust des kleinen Hundes kommt nun der Ärger über den „Züchter“, der den Welpen wohl bereits infiziert an sie verkaufte. Zu einem Preis übrigens, der nur unwesentlich unter dem Preis für einen verantwortungsvoll aufgezogenen, gesunden, geimpften Hund mit FCI-Papieren und korrekter Wurfabnahme liegt. Sie hat den Züchter angezeigt, auch beim Veterinäramt gemeldet, wobei sich ergab, dass dort 2 der 4 Zuchthündinnen gar nicht bekannt waren, der Züchter so bislang um einen Sachkundenachweis nach § 11 Tierschutzgesetz für das gewerbliche Züchten von Hunden herumgekommen ist.
Ob die Klage Erfolg hatte, habe ich nicht mehr mitverfolgen können. Schwierig dürfte die Beweisführung im Nachhinein sein, dass der Welpe bereits infiziert war. Und zurück bringt das Ganze den Kleinen leider auch nicht.
Wo der Hund nun wirklich herkam dürfte auch schwer zu ermitteln sein. Die Parvo-Infektion lässt allerdings vermuten, dass der Welpe nicht der war, der zu Anfang besichtigt wurde, sondern womöglich aus einer Hundefabrik im östlichen Ausland stammt, viel zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurde, hunderte Kilometer illegal zu uns transportiert wurde und neben den gesundheitlichen Problemen sich wahrscheinlich noch viel mehr wesensmäßige Auffälligkeiten herausgestellt hätten, denn Deprivationsschäden in den ersten Wochen und Monaten lassen sich leider nicht mehr rückgängig machen.
Wenn dieses Posting irgendjemand davor bewahren kann, blauäugig Zusicherungen von Hundeverkäufern zu vertrauen, hat es seinen Zweck getan. Lasst euch beim Züchter immer alle Unterlagen schriftlich zeigen und nehmt am besten jemand mit, der sich mit der Materie wirklich auskennt.
Darf gerne geteilt werden!
© Angelika Prinz, Rundumhund-Ostalb
Foto: Pixabay