09/02/2022
Donnerstags mit Julie von Bismarck: Vermeintliche Kleinigkeiten
(English version below)
Man sieht ja leider immer wieder, wie Pferde so in Ställe hinein oder heraus geführt werden, dass sie dabei mit dem Hüfthöcker hängenbleiben. Zunächst einmal: Es ist nicht die „Ungeschicklichkeit“ des Pferdes, die zu diesen Unfällen führt. Das Pferd kann den Türrahmen in dem Moment, in dem es hindurch geht, nicht sehen. Es ist also ausschließlich die Nachlässigkeit der führenden Person, die den Unfall verursacht.
Zweitens: Die Aussage „das sei nicht schlimm“ ist ein großer Irrtum. Abhängig von der Wucht und dem Winkel des Aufpralls, können Teile des Hüfthöckers frakturieren, kleinere oder größere Knochenteile absplittern und in das Gewebe gelangen. In manchen Fällen kommt es sogar zu Fissuren und Frakturen in den Beckenknochen. Solch schwere Verletzungen sind relativ selten, immer wird das Pferd aber mehr oder weniger massive Prellungen, Blockaden des Beckens und ein Trauma des Hüftgelenkes zurückbehalten.
Der Stoß schiebt den Hüfthöcker nach hinten, i.e. das Darmbein nach hinten-oben. Um größere Schäden an Muskeln/Bändern zu vermeiden, wird das Darmbein am Kreuzbein in dieser Position fixiert = Blockade im ISG, die sich binnen weniger Tage auch auf das Sakrum sowie den Übergang zwischen letztem LW und selbigem überträgt. Unbehandelt passt sich die Muskulatur der Fehlstellung an und wird asymmetrisch, woraus sich dann ein dauerhafter Beckenschiefstand entwickelt.
Durch das Verschieben des Beckenrings wird außerdem das Hüftgelenk quasi nach unten gedrückt und blockiert sich in der Folge fast immer, bewegt sich also nicht mehr adäquat. Häufig steht der Sitzbeinhöcker auf der betroffenen Seite dann tiefer und weiter innen als der auf der nicht betroffenen Seite. Durch die Fehlstellung im Hüftgelenk wird nun auch das Knie auf der betroffenen Seite überlastet. Häufig sind irreversible Meniskusschäden, Schäden an Fesselträgern oder Beugesehnen und Unreitbarkeit (ausführlich in „Zusammenhänge im Pferd“ oder "Reitsport" nachzulesen) das Endergebnis.
Ich finde, das ist alles andere als harmlos. ©Julie von Bismarck
Thursdays with Julie von Bismarck: Alleged trivialities...
Unfortunately, we often see horses being led into or out of stables in such a way that they bump their point of hip. First of all: It is not the horse's "clumsiness" that leads to these accidents. The horse cannot see the door frame at the moment it goes through. It is therefore exclusively the negligence of the person leading the horse that causes such incidents.
Secondly, the statement "it's just a trivial bump" is a big mistake. Depending on the force and angle of the impact, parts of the bone can fracture, smaller or larger pieces can splinter off and infiltrate the tissue. In some cases, there are even fissures and fractures in the pelvic bones. Such severe injuries are relatively rare, but the horse will always suffer from more or less massive bruises, blockages of the pelvis and trauma to the hip joint.
The impact pushes the point of hip backwards, i.e. the ilium backwards-upwards. To avoid major damage to the muscles/ligaments, the ilium will get fixed to the sacrum in this position = blockage in the ISG, which within a few days is also transferred to the sacrum and the transition between the last lumbar vertebrae and itself. If left untreated, the muscles adapt to the malposition and become asymmetrical, from which a permanent pelvic obliquity develops.
The shifting of the pelvic ring also pushes the hip joint downwards and as a result it is almost always blocked, i.e. it no longer moving adequately. Often the ischial tuberosity on the affected side is lower and further in than on the unaffected side. Due to the impairment of the hip joint, the stifle on the affected side is now also overloaded. Often irreversible meniscus damage, damage to the interosseus medius or flexor tendons and unrideability (to be read in detail in "Connections in the Horse") are the end result. I think this is anything but trivial. ©Julie von Bismarck