11/12/2025
HD und ED sind polygenetisch UND multifaktoriell.
Die Forschung zeigt klar: Es gibt nicht ein einziges Gen und auch nicht eine Ursache. Stattdessen wirken viele genetische Faktoren zusammen, Hauptgene, Nebengene, modifizierende Gene und treffen im Wachstum auf UmwelteinflĂŒsse, die darĂŒber entscheiden, ob und wie stark sich eine Dysplasie ausprĂ€gt.
Genetik legt also die DISPOSITION. Die Umwelt entscheidet ĂŒber den Verlauf.
Mehrere grosse Studien zeigen Erblichkeitswerte zwischen 20 - 40% bei vielen Rassen (Je nach Rasse Höher oder niedriger). Ein erheblicher Anteil der VariabilitÀt entsteht nicht durch Genetik, sondern durch Faktoren wie:
> Wachstumsgeschwindigkeit
> Belastungsdosierung
> MuskulÀre Entwicklung & Koordination
> ErnÀhrung & Energiezufuhr
> Gewicht
> UntergrĂŒnde & Alltagsumgebung
> frĂŒhe Mikrotraumen an Wachstumsfugen
> Management in der sensiblen Wachstumsphase
Besonders spannend ist, dass diese multifaktorielle Dynamik inzwischen breit anerkannt ist. Der Artikel âThe complexity of hip dysplasia (HD) in dogsâ (Wayosi, 2025) fasst das sehr treffend zusammen: HD entsteht aus einem Zusammenspiel vieler kleiner EinflĂŒsse, nicht aus einem einzelnen Auslöser. Die Autor:innen betonen, dass Gene lediglich die Bereitschaft erhöhen, ob sich diese Bereitschaft realisiert, hĂ€ngt stark von Umweltreizen, Wachstum, Bewegung und Körpergewicht ab.
Diese Sicht deckt sich vollstĂ€ndig mit den Erkenntnissen der veterinĂ€rmedizinischen Forschung (MĂ€ki et al., Malm et al., Oberbauer et al., Ginja et al.): Genetik ist relevant, aber nicht deterministisch. Ein Hund mit genetischer Veranlagung entwickelt keine HD, wenn die Umweltbedingungen gĂŒnstig sind. Ein Hund ohne starke Veranlagung kann dennoch HD entwickeln, wenn Wachstum und Belastung ungĂŒnstig verlaufen.
FĂŒr die PrĂ€vention bedeutet das: Wir können ĂŒber 50% der Risikofaktoren AKTIV beeinflussen. Durch kontrollierte Bewegung, muskulĂ€re FĂŒhrung, angemessene ErnĂ€hrung, Gewichtskontrolle, gute UntergrĂŒnde und frĂŒhzeitige funktionelle Diagnostik.
HD und ED sind also keine âSchicksalserkrankungenâ. Sie sind auch entwicklungsBEDINGTE Erkrankungen, deren Verlauf wir im Wachstum massgeblich mitgestalten können.