11/20/2021
Wie wahr, wie wahr. 😅 daher Ausgleichssport (oder eher: ergänzender Sport) für uns Reiter sooo wichtig ❤
Sitzen
Hey, heute geht es um etwas, das die Nichtreitern den Reitern so gerne vorwerfen. Ums sitzen! Ihr wisst schon, Reiter sitzen doch nur auf ihrem Hosenboden, einfach so locker flockig auf dem Pferd und deswegen ist das ja kein Sport. Sie sitzen einfach nur auf ihren vier Buchstaben und erfreuen sich am Pferd. Und wenn es Frauen sind, dann finden die das Geschaukel, sicher geil. Oh, boy … ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Sitzen kann verdammt schwer sein. Und richtig sitzen noch viel mehr!
Ob man gut sitzen kann oder nicht, hängt sehr viel vom Pferd ab. Hat es massig Schwung, dann wird es schon mal kritisch da oben drauf. Und wer wäre als Kind oder Anfänger noch nicht einfach runtergekugelt, weil man sich ohne Bügel einfach nicht mehr vor lauter Schwung halten konnte (ich war entsetzt, als ich plötzlich auf dem Boden saß. Das Pferd auch, die Reitlehrerin auch und die Mäuse im Stroh vermutlich auch)? Ein Pferd, das mit seinem schwungvollen Trab den Reiter einfach mitnimmt, kann ihn auch ganz schnell nach unten befördern, sobald den Reiter die Körperspannung verlässt. Man flutscht dann einfach weg. Gut, dass man mit der Zeit reiten (und damit auch sitzen) lernt und man dann nicht bei jedem schwungvollen Pferd plötzlich im Sand liegt.
Mein Pferd zum Beispiel ist dahingehend echt ein Lehrpferd. Man weiß sofort, wann er losgelassen ist (wunderbar zu sitzen, auch gar nicht soooo wenig Schwung für einen Galopper) und sobald er grätzig wird und ihm irgendwas nicht mehr passt, kann man gar nichts mehr sitzen. Unmöglich. Als würde man auf einem ungepolsterten Jetski über Wellen knallen und mit jeder Welle einen Schlag bekommen. Und wenn es besonders holpert, tut einem danach der Hintern weh und dem Pferd der Rücken. Will natürlich keiner, weswegen man möchte, dass das Pferd aktiv und schön mitschwingt und ich natürlich aktiv und schön dabei sitze.
Manche Pferde bemerkt man auch einfach gar nicht. Die können sich sonst wie da unten drunter austoben - aber sie sind so einfach zu sitzen, dass jeder mit nem schwungvollen Pferd sich denkt: Wow, ich bin neidisch, ich würde mir auch gerne mal nicht meine M***e ins Gesicht klatschen und außerdem nicht mit hochrotem Kopf auf dem Pferd sitzen. Denn das ist ja auch so ein Punkt - es ist verdammt anstrengend solche Pferde zu reiten. Deutlich weniger anstrengend sind die ohne große Rückenschwingerei, wo man sich voll auf andere Dinge konzentrieren kann. Bei den Schwungholern ist man erst mal nur mit einem beschäftigt: sitzen.
Alles andere wird gleich eingestellt. Selbst wenn man schon Jahre reitet, aber da fühlt man sich plötzlich wie ein Crash-Test-Dummy, der hilflos auf dem Beifahrersitz rumschlackert. Nichts funktioniert mehr. Beine irgendwo, Ferse zeigt nach Pusemuckel, der Rücken ist bucklig, die Hände irgendwo, während man im Sattel herumrutscht, als wäre der aus Lava und man wolle sich den Hintern nicht verbrennen. Wird der Reitlehrer fies, klaut er dazu noch Bügel und dann sitzt man da erst mal und denkt sich: Eigentlich ist reiten doch gar kein so schönes Hobby. Es dauert eine ganze Zeit, bis man lernt, das Pferd ordentlich zu sitzen. Aber ein Gutes hat es ja - danach reitet man gleich viel besser.
Foto: Überlegt sich gerne auf dem Zirkel, dass ihm das nicht gefällt und spielt dann Monorail. Kann man nicht gut sitzen.